Draußen vor der Tür

 

Übersetzung von deutscher Zweiter-Weltkriegs-, Exil- und Stunde-Null-Literatur ins Arabische, besonders im Hinblick auf syrische Leserschaft, in Deutschland und anderswo. Eine Trilogie.

• Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür
• Klaus Mann: Der Vulkan. Roman unter Emigranten
• Anna Seghers: Transit

Der Verlag 10/11, der seinen Sitz in Beirut und Berlin hat und sich einerseits auf neue arabische Texte, andererseits auf ins Arabische übersetzte Literatur spezialisiert, möchte mit der Übersetzung ins Arabische und Veröffentlichung dieser drei Werke besonders Lesern aus Syrien ein Zeichen setzen. Der Hintergrund:
Einerseits werden syrische Leser in diesen Werken erstaunlich viel von dem, was leider in den letzten Jahren zu ihrer Gegenwart gehört, wiedererkennen. Leseproben im syrischen Umfeld von 10/11 haben dies bestätigt: Der Verlust, die totale Zerstörung, die Schuld und die Frage nach dem Sinn eines solchen Lebens, wie in Draußen vor der Tür; das Verlorensein, die Schuldgefühle und das verzweifelt enthusiastische Sich-Aufreiben am Versuch, etwas von der rollenden Lawine in der eigenen Heimat aufzuhalten der regimegegnerischen Exilanten in Der Vulkan, das Festhängen im Limbo von Botschaften, Visas, Aufenthaltsgenehmigungen und Pässen in Transit könnten einem Syrer heute bekannter nicht vorkommen.
Andererseits entsteht durch die Lektüre ein zusätzlicher Bezug zum Hauptaufnahmeland für syrische Geflüchtete – wobei die Tatsache, dass Deutschland vergleichsweise viele Geflüchtete aufgenommen hat, ja auch mit genau diesem Teil deutscher Geschichte stark verwoben ist.
Dem einen oder anderen syrischen Leser mag es Hoffnung machen, zu lesen, wie das Land, das heute in der Lage ist, ihn aufzunehmen, selbst vor 70 Jahren dastand.
Zudem ermöglicht einem die bedrückende Ähnlichkeit, die schmerzhafte Gegenwart durch die sichere Distanz von siebzig Jahren zu reflektieren. Mit Sicherheit entsteht von syrischen Autoren vergleichbare Literatur, aber es mag noch einiger Jahre bedürfen, bis diese zu Tage tritt.
Außerdem sind solche Übersetzungen – wie im Übrigen alle relevanten Literaturübersetzungen – wertvolles Werkzeug für die Leser, sich sich am Diskurs in Deutschland beteiligen zu können.
Besonders reizvoll finden wir die Vorstellung, dass diese Texte auf diese Weise in einen neuen Kontext und Sprachraum reisen können. Es besteht bereits großes Interesse an unserem Projekt seitens mehrerer syrischer Theaterensembles, vor allem was Borcherts Draußen vor der Tür betrifft, aber auch von syrischen Künstlern die Graphic-Novels und Animationsfilme machen.
Die Übersetzung:
Mit der Übersetzung von Borcherts Draußen vor der Tür haben wir bereits begonnen. Die Übersetzung wird von der Literaturübersetzerin Sandra Hetzl, dem syrischen Autor Fadi Adleh und dem libanesischen Schauspieler und Theaterautor Hashem Adnan im Kollektiv bestellt. (Die Konstellation könnte sich im Zuge der Arbeit noch verändern.)
Da der Text im Deutschen sehr nah an der Umgangssprache ist, haben wir uns entschieden, es nicht ins Hocharabische, sondern dezidiert in syrisches Umgangsarabisch zu übersetzen, welches aber im Libanon, in Jordanien, im Irak, in Palästina vollkommen und im Rest der arabischen Welt weitgehend verstanden wird.